In der ZEIT (31/2013, S. 36) von letzter Woche hat Thomas Assheuer einen lesenswerten Artikel über die „Mikrophysik der Macht“ veröffentlicht, in dem ich auch meine Gedanken zum Problem der Überwachung in Demokratien wiederfinde.
Eine Möglichkeit, die Ausweitung der Überwachung seit 9/11 zu deuten ist demnach, dass der Absolutismus nie wirklich überwunden wurde, sondern auch in vermeintlich liberalen Staaten in Form eines „tiefen Staates“ vorhanden ist, der alles über seine Untertanen, die nun allerdings Bürger heißen, wissen möchte, um die Kontrolle nicht zu verlieren. Im Zeitalter der automatisierten Informationsverarbeitung ermögliche dieser Kontrollanspruch des Staates eine neue Kontrollgesellschaft, die durch „soziale Kybernetik“ gesteuert werden.
„Damit ist die Vorstellung gemeint, die Gesellschaft sei eine große Maschine, die sich, wenn man es nur geschickt genug anstellt, durch Datenerhebung und Informationstechniken steuern lässt. In einer solchen Maschine geht es nicht mehr um Argumente und Werte, um „Diskurs“ oder öffentliche Willensbildung, das ist der alteuropäische Kitsch von gestern. Es geht darum, die einzelne Teile der Gesellschaftsmaschine störungsfrei miteinander zu verschalten, es geht um systemische Bestandserhaltung und Gleichgewichtszustände, um Prävention und Risikovermeidung. Der Einzelne ist darin eine Art Sonde, die dem System durch seine Datenemissionen die nötigen Informationen liefert, um Abläufe besser zu kontrollieren. Perfekt läuft die Maschine immer dann, wenn der Bürger genau das will, was er auch soll.
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Der Staat gleicht darin einer großen Firma, die die Stimmungslagen der Politikverbraucher abtastet und gelegentliche Widerstände durch neue Angebote aus der Welt schafft. Wählerstimmen werden mittels „Data-Mining“ ausgekundschaftet, während die Wahl selbst wie eine Art Produkt-Test verläuft. Der Wähler wird als Konsument angesprochen, der die Freiheit hat, sich kostenlos von unterschiedlich designten Polit-Angeboten verführen zu lassen.“
http://www.zeit.de/2013/31/nsa-ueberwachung-angst-kontrollgesellschaft