Warum Überwachung ein Problem in einer Demokratie ist.

4. Juli 2013 @ 15:48

(Disclaimer: folgender Text dient vor allem dazu, mir selber einen Gedankengang klar zu machen, der vermutlich noch nicht ganz abgeschlossen ist.)

Was ist eigentlich das Problem dabei, wenn andere – Firmen oder Regierungen – meine Kommunikation abhören, uns sehr genau darüber informiert sind, mit wem ich worüber spreche, oder auch nur, welchen Gedanken ich mit einer kurzen Googlesuche vertiefe.

Nun, solche Informationen lassen sich dazu nutzen, um ein recht genaues Profil von mir zu erstellen, das viel über meine ganz persönlichen Vorlieben, meine Stärken, meine Schwächen, Träume und Fetische verrät. Und solche ein solches Profil lässt sich dazu nutzen, um mich, teils sichtbar, teils unsichtbar zu beeinflussen. Google oder Facebook zeigen dadurch halt Werbung, die eher meinen Interessen entspricht und daher mit höherer Wahrscheinlichkeit von mir angeklickt wird.

Die Kenntnis seines Profils ermöglicht also eine Einflussmöglichkeit auf Menschen. So weit, so bekannt. Nur haben eben nicht nur Facebook oder Google mittlerweile die Möglichkeiten, recht genaue Profile über ihre Kunden zu erstellen, sondern auch der Staat (die Regierung, die „Mächtigen“, „die da oben“, etc.) kann sehr genau Wissen, wie seine Kunden Bürger ticken, und könnte dementsprechend Einfluss auf sie nehmen – ohne dass die Bürger dies merken. Bevor es beispielsweise zu massenhaften Protesten wegen des Abriss eines Bahnhofes kommt, könnte im Vorfeld versucht werden, Akzeptanz für die Maßnahmen der Regierung zu schaffen. Oder bevor arbeitslose Jugendliche gegen ihre Situation rebellieren, werden kurzfristig die Zahl der Überbrückungsmaßnahmen erhöht (oder die Zahl der Drogenfahnder in den entsprechenden Regionen reduziert…). Die Zahl der möglichen Stellschrauben, mit denen potenzielle gesellschaftliche Konflikte entschärft werden könnten, sind mannigfaltig.

Nun könnte man argumentieren, dass solche Maßnahmen doch nur eine friedlichere, bessere und schönere Gesellschaft herbeiführen würden. Keine Demos, keine Proteste, alle sind glücklich und können ungestört produzieren und konsumieren. Das Problem dabei ist nur, dass die Bürger eines solchen Staates zum bloßen Objekt ihrer Regierungen (bzw. des Staates, der Mächtigen, etc.) werden. Die Informationen, die der Staat sammelt, werden nur dazu genutzt, den Status quo aufrechtzuerhalten. Durch ihr Wissen über die Bürger werden die „Wissenden“, die ohnehin schon mächtig sind, noch mächtiger und die „Gewussten“ ohnmächtiger.

Mir geht es dabei gar nicht darum, ob die deutsche, die us- oder sonst irgendeine Regierung so handeln. Die bloße Möglichkeit, dass diese Informationen vorhanden sind und durch sie Einfluss auf Menschen genommen werden könnte, ist bereits ein Problem. Im Zweifel kann ich halt nicht wissen, ob und wie ich durch wen mithilfe der Informationen über mich manipuliert werde…

tl;dr: Wissen ist Macht, und die sollte in einer Demokratie bei der Bevölkerung liegen. Durch Überwachung liegt sie aber bei den Überwachern.

1 Kommentar auf „Warum Überwachung ein Problem in einer Demokratie ist.“

2 Trackbacks auf „Warum Überwachung ein Problem in einer Demokratie ist.“

  1. Trackback: Kurz verlinkt: Thomas Assheuer über die kybernetische Kontrollgesellschaft | Stummkonzert
  2. Trackback: (Informations-) Überwachung statt (Informations-) Unterdrückung? | Stummkonzert

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.