Der folgende Text ist ein Auszug aus meiner geschichtswissenschaftlichen Masterarbeit mit dem Thema “Ursprünge und Entwicklung des Chaos Computer Clubs in den 1980er Jahren” (PDF|ePub). Weitere Auszüge folgen in den nächsten Tagen. Alle bereits veröffentlichten Teile sind hier zu finden.
Die erste Datenschleuder war im Format ihrem Vorbild TAP nachempfunden und bestand aus vier Din-A4-Seiten. Ein Grund für dieses Format war, dass die Zeitschrift so leichter mit einem Kopierer vervielfältigt werden konnte, wozu im Impressum ausdrücklich aufgefordert wurde.1Im Impressum der ersten Datenschleuder heißt es hierzu: „Verbreitung der Zeitung erfolgt durch Versand/Abo (Kettenbrief), Aushang in Computershops, Waschsalons, Unis, schwarzen Brettern, Innenseiten von Klotüren und – besonders wichtig – über Fotokopierern. Sehen, kopieren, verbreiten – auf eigene Gefahr. (…) ViSdP für Fotokopien ist der Fotokopierende! Bitte Namen über den des vorher Verantwortlichen schreiben!“ Impressum. In: Die Datenschleuder 1, Februar 1984, S. 1. Auch in: Hackerbibel 1, S. 135.
Die erste Ausgabe diente vor allem dazu, den Chaos Computer Club vorzustellen. Ein Manifest, das Wau Holland dafür verfasste, trägt schlicht den Titel „Der Chaos Computer Club stellt sich vor“. Darin heißt es über den Club:
„Der Chaos Computer Club ist eine galaktische Vereinigung ohne feste Strukturen.
Nach uns die Zukunft: vielfältig und abwechslungsreich durch Ausbildung und Praxis im richtigen Umgang mit Computern wird oft auch als „hacking“ bezeichnet)[sic!].
Wir verwirklichen soweit wie möglich das ›neue‹ Menschenrecht auf zumindest weltweiten freien, unbehinderten und nicht kontrollierbaren Informationsaustausch (Freiheit für die Daten) unter ausnahmslos allen Menschen und anderen intelligenten Lebewesen.
Computer sind dabei eine nicht wieder abschaffbare Voraussetzung. Computer sind Spiel-, Werk- und Denk-Zeug: vor allem aber: ›das wichtigste neue Medium‹. Zur Erklärung: Jahrhunderte nach den ›Print‹-Medien wie Büchern, Zeitschriften und Zeitungen entständen Medien zur globalen Verbreitung von Bild und Ton; also Foto, Film, Radio und Fernsehen. Das entscheidende heutige neue Medium ist der Computer. Mit seiner Hilfe lassen sich Informationen ›über alles denkbare‹ in dieser Galaxis übermitteln und – kraft des Verstandes – wird neues geschaffen. Die zur Verbreitung benutzten Techniken sind demgegenüber untergeordnet.“2Der Chaos Computer Club stellt sich vor. In: Die Datenschleuder 1, Februar 1984, S. 3. Auch in: Hackerbibel 1, S. 137.
Der Computer wird in dieser Erklärung als Medium und nicht als ein Rechengerät begriffen. Der Club stellt sich damit in die Tradition der Videobewegung der siebziger Jahre, und die Forderung nach einem „nicht kontrollierbaren Informationsaustausch […] unter […] allen Menschen“[3. Der Chaos Computer Club stellt sich vor.] stellte eine Weiterentwicklung der von der Video- und Medienbewegung aufgestellten Forderung nach Gegenöffentlichkeit dar. Durch den Computer würden dem Manifest zufolge immer mehr Bereiche miteinander verbunden, die damit einhergehende ortsungebundene Verfügbarkeit von Informationen würde ein Medium von grundlegend neuer Qualität hervorbringen:
„Alle bisher bestehenden Medien werden immer mehr vernetzt durch Computer. Diese Verbindung schafft eine neue Medien-Qualität. Es gibt bisher keinen besseren Namen für dieses neue Medium als Computer.
Wir verwenden dieses neue Medium – mindestens – ebenso (un)kritisch wie die alten. Wir stinken an gegen die Angst- und Verdummungspolitik in Bezug auf Computer sowie die Zensurmaßnahmen von internationalen Konzernen, Postmonopolen und Regierungen.“3Der Chaos Computer Club stellt sich vor.
Als Aufgabe des Clubs für die nächste Zeit sah Wau Holland vor allem das Sammeln und die Verbreitung von Informationen, entweder über Briefe, die Datenschleuder (die ihren Namen also gerecht werden sollte) oder über Computermailboxen an. Welche Art von Informationen der CCC bereits anbieten konnte, wurde durch eine Auflistung des Clubarchivs mitgeteilt. Für 23 Pfennige pro Seite plus 1 Mark Porto konnten beim Club verschiedene Zeitschriftenartikel über Hacker, fast alle Ausgaben der TAP, eine Bauanleitung für ein Modem oder Informationen über das Telefonsondernetz der Polizei bestellt werden.4Vgl. Literaturliste. In: Die Datenschleuder 1, Februar 1984, S. 3. Auch in: Hackerbibel 1, S. 135. Weiter heißt es dort: „Um es (das Archiv, MR) vor unbefugtem Zugriff zu schützen, lagern Teile im befreundeten westlichen Ausland: Versand von dort.“
Schon einen Monat nach der ersten Datenschleuder erschien im April 1984 zu der „Euro-Party“ von Richard Cheshire im Frankfurter Sheraton-Hotel5Die „Euro-Party“ war auch Anlass für das Magazin Stern, über das Phänomen Hacker zu berichten, vgl. Dieter Brehde, Christa Kölblinger: „Wir hacken, hacken, hacken“. In: Stern 21/1984, S. 66-68. die zweite Ausgabe. In der ersten Ausgabe der Datenschleuder hatte sich Holland noch darum bemüht, die technischen Grundlagen für erfolgreiches Hacken zu liefern und die notwendige Hardware vorgestellt, sowie die schwierige Verfügbarkeit von postzugelassenen Modems oder Akustikkopplern in Deutschland beklagt.6Vgl. Hardyman: Hardware für Hacker. In: Die Datenschleuder 1, Februar 1984, S. 4. Auch in: Hackerbibel 1, S. 138. In der zweiten Ausgabe der Datenschleuder wurde dann beschrieben, welche Computer mithilfe dieser Hardware und eines Telefonanschlusses erreicht werden können. Die Bundesrepublik hätte bei der Zahl der privaten Mailboxen zwar noch nicht den Stand der USA erreicht, aber dennoch seien einige Mailboxen einen Besuch wert. Der CCC sei bis auf Weiteres über eine studentische Mailbox der Universität Hamburg erreichbar.7Vgl. Henning&Max: Öffentliche Mailboxen in der Bundesrepublik. In: Die Datenschleuder 2, April 1984. S. 1. Auch in: Hackerbibel 1, S. 139.
Auch das Datex-P Netz der Bundespost wurde in der zweiten Ausgabe vorgestellt. Datex-P war ein paketvermitteltes Datennetzwerk der Post, für das Einwahlnummern in mehreren westdeutschen Großstädten zur Verfügung standen. Über eine von der Post vergebene Network User Identifikation (NUI) konnte Zugang zu dem Netzwerk erlangt und angeschlossene Computer erreicht werden.8Kurz-Info zum Datex-P. In: Die Datenschleuder 2, April 1984. S. 4. Auch in: Hackerbibel 1, S. 142. Datex-P war in den folgenden Ausgaben ein häufig wiederkehrendes Thema, da über das Netzwerk zahlreiche Computer und auch Mailboxen zum Nachrichtenaustausch erreicht werden konnten. Zudem bot Datex-P die Möglichkeit, mit fremden NUIs, die etwa einer Firmen gehörten, auf deren Kosten das Netzwerk zu nutzen, was im Umfeld des CCCs üblich war. So wurde in der dritten Ausgabe der Datenschleuder darüber berichtet, wie durch aufmerksames Beobachten einer Messepräsentation der Bundespost eine NUI und ein Passwort in Erfahrung gebracht werden konnten.9Vgl Jetzt die Story Messen und Prüfen: In: Die Datenschleuder 3, Juni 1984, S. 1. Auch in: Hackerbibel 1, S. 143.
In der gleichen Ausgabe wird auch über den Versuch der Bundespost berichtet, einen eigenen Mailboxservice mit dem Namen „Telebox“ zu errichten. Für den CCC lag die Gefahr bei Telebox jedoch daran, dass das BKA oder der Verfassungsschutz ohne großen Aufwand „mit dem kleinen Dienstweg“10Mail-Boxen mit dem Grossen Bruder: Der grosse Bruder ist immer dabei! In: Die Datenschleuder 3, Juni 1984, S. 1. Auch in: Hackerbibel 1, S. 143. die Nachrichten mitlesen könnte. Private Mailboxen wurden dahin gehend als sicherer bewertet.11Vgl. Mail-Boxen mit dem Grossen Bruder.
Die vielen Abkürzungen und Fachbegriffe, die in der Datenschleuder verwendet wurden, waren nicht allen Lesern verständlich, sodass bereits in der vierten Ausgabe ein Glossar abgedruckt war, dessen Erklärungen nicht alle ernst gemeint waren. So findet sich dort unter dem Eintrag BKA: „Bundesverband katholischer Anarchisten. Wiesbadener Geheimgesellschaft. Geistiger Großvater hat den Spitznamen Götterbote oder Herald.“12Bedienungsantung. In: Die Datenschleuder 4, August 1984, S. 2f. Auch in: Hackerbibel 1, S. 148f. Unter dem Eintrag TAP konnte die Leser sogar eine Klage des Clubs lesen:
„Technological Advanced Projects. US-Hacker-Zeitung. Vorbild für DS. Leider zZ verliehen und der dumme Arsch hat unsere Fast-Gesamtausgabe nicht wiedergebracht!!! Aus den USA ist auch noch nix angekommen, obwohl längst angekündigt. Hoffentlich liest das der Ausleiher!!!!“13Bedienungsantung, S. 3.
Das Verhältnis des Clubs zu Recht und Gesetz wird im Sommer 1984 in der fünften Ausgabe der Datenschleuder klargestellt, da angeblich von verschiedener Seite immer wieder versucht werde, den Club zu kriminalisieren.
„Natürlich rennt niemand zur Polizei, wenn er mal falsch parkt, weder auf der Straße oder in Datex. Aber genauso, wie wir die Polizei rufen, wenn auf der Reeperbahn einer abgestochen wird und wir sehen es, sprechen wir mit den Datenschützern, wenn wir in Btx Mißbrauchsmöglichkeiten finden, die JEDEN Teilnehmer in den Bankrott treiben können. Ein ganz klein bißchen verstehen wir uns als Robin Data. Greenpeace und Robin Wood versuchen, Umweltbewußtsein zu schaffen durch Aktionen, die – wenn es nicht anders geht – öffentliches Interesse über bestimmte Regelungen stellen.“14CHAOS-TEAM: Polizei im Untergrund, CCC nicht! In: Die Datenschleuder 5&6 (Doppelausgabe), Herbst 1984, S. 1. Auch in: Hackerbibel 1, S. 151.
Dies bedeute auch, dass die Interessen von Konzernen dem Ziel der freien Kommunikation untergeordnet werde können, und auf Kosten der Unternehmen das Datex-P Netzwerk genutzt werden darf:
„Wenn wir hören, daß die NUl eines Freundes ›wandert‹, sagen wir es ihm, damit er sie sperren kann. Bei NUIs von Konzernen gehen wir davon aus, daß sie zur Weiterbildung unserer Jugend freigegeben sind. Denn so kann der technologische Rückschritt der BRD ein wenig aufgeholt werden.“15CHAOS-TEAM: Polizei im Untergrund, CCC nicht!
Darüber hinaus wolle der CCC vor allem „wichtige Infos über die Datenwelt (aber auch andere Themen) verbreiten im Sinn des freedom of information act in USA. […] Nur wer vollkommen bescheuert ist, wird eine Zeitschrift wie die Datenschleuder machen und gleichzeitig irgendwelche illegalen Aktivitäten treiben.“16CHAOS-TEAM: Polizei im Untergrund, CCC nicht!
Über dieses Statement hinaus wurden die Leser der Datenschleuder auf ein Interview verwiesen, dass das Team des Chaos Computer Clubs der Zeitschrift „64er“, einer Zeitschrift für den Benutzer des Heimcomputers C64 gegeben hatte. In dem Interview, das die Zeitschrift telefonisch mit zwei Mitgliedern des Clubs (vermutlich Wau Holland und Steffen Wernéry) geführt hat, äußern sie die beiden zu den Zielen und Vorstellungen des Clubs. Die Redakteure der 64er fassen die Ziele des Clubs selber zusammen:
„Die ›Hacker‹ vom Chaos Computer Club (CCC) verstehen sich selber als Kommunikationsexperten, die das neue Medium Datenfernübertragung per Modem zur weltweiten Kommunikation nutzen. Letztendlich soll jeder unzensiert Informationen austauschen können. Das langfristige Ziel ist die Installation von besseren, objektiveren Möglichkeiten zur freien Meinungsbildung. Ein ›Hacker‹ dieser Couleur sieht also in seinem Handeln eine gesellschaftliche Aufgabe.“17Chaos Computer-Club: Kreatives Chaos. Interview mit 64er Magazin. In: Hackerbibel 1, S. 13-15, hier S. 13.
Was dies konkret bedeutet, machen die beiden Interviewten klar. Auf die Frage, was die wichtigsten Ziele des Clubs sei, antworten sie:
„Eine ganz wichtige Zielsetzung ist das neue Menschenrecht auf weltweiten, freien Informationsaustausch. Ungehindert. Das ist eine Chance, die die elektronischen Medien einfach bieten. Es passiert in einigen extremen Fällen, sagen wir mal bei Telefonaten mit Israel, daß sich die Zensur einschaltet und die Verbindung abbricht. Und in die Sowjetunion gibt es überhaupt keinen Selbstwählverkehr. Sonst ist das Telefon ja ein Hilfsmittel, um mit Menschen in aller Welt Verbindung zu bekommen und unzensiert zu reden. Und das ist ein ungeheurer Fortschritt, wenn man 200 Jahre zurückdenkt. Und diese Entwicklung wollen wir in Richtung auf die neuen Medien weitertreiben; wir versuchen einfach, die internationale freie Diskussion zu fördern, also so etwas wie der ›freedom of information act‹ in den USA erreichen, weltweit.“18Chaos Computer-Club: Kreatives Chaos. Interview mit 64er Magazin, S. 14.
Um einen freien Informationsaustausch zu verwirklichen, sei es gelegentlich notwendig gegen bestehende Gesetze zu verstoßen, etwa gegen das Fernmeldegesetz, welches den Anschluss von nicht zugelassenen Geräten wie selbst gebaute Modems an das Telefonnetz verbietet.
„Wir erheben grundsätzlich nicht den Anspruch, daß wir uns an alle Gesetze und Regeln halten, zum Beispiel bezogen auf die Verwendung von nicht FTZgeprüftem [Fernmeldetechnisches Zentralamt, MR] Gerät. Wir wollen die Bundespost davon überzeugen, daß das wie in England gehandhabt wird, also grob gesagt, die Nutzung von nicht FTZ-geprüftem Gerät zugelassen wird. Das ist eine klare Forderung von uns.“19 Chaos Computer-Club: Kreatives Chaos. Interview mit 64er Magazin, S. 14.
Mit dem Begriff freier Informationsaustausch sei keineswegs kostenloser gemeint. Die Bundespost würde ihr Monopol aber dahin gehend ausnutzen, das Telefongespräche teurer seien, als notwendig, auch deswegen, weil technische Innovationen verhindert würden:
„So ist es in den USA möglich, als Funkamateur das Funknetz mit dem Telefonnetz zu koppeln, was in der Bundesrepublik verboten ist. An solchen Stellen haben wir, einmal vorsichtig ausgedrückt, reformerische Vorstellungen.“20Chaos Computer-Club: Kreatives Chaos. Interview mit 64er Magazin, S. 14.
Allerdings sah der Club die zunehmende Verbreitung und Vernetzung von Computern nicht nur positiv. So hätte die Entwicklung der Videotechnik gezeigt, dass sich trotz aller Hoffnungen in die emanzipatorischen Potenziale von Technologien, diese nicht immer zum Guten entwickeln würden:
„Die ganze Computerei wird das Miteinander der Menschen ganz schön beeinflussen. In viel stärkerem Maße als das Telefon. Als negatives Bild: Vor 10 Jahren gab es die ersten Videogruppen: ›Neues Medium, kann man interessante Sachen damit machen, zum Beispiel eine Stadtteilvideo oder Betroffenenvideo.‹ Also ein Medium für Einfälle. Und was ist nach 10 Jahren herausgekommen? Ein absolutes Massending, mit Horror und Porno. Und in ähnlicher Weise sehe ich das im Negativen für die Computerei. Sie führt zu einer neuen Form von Orientierung auf die Maschine und Sprachlosigkeit. Ich sage nur ›1926 Metropolis‹ als Stichwort. Wir wollen versuchen, die Leute von ihren Daddelspielen wegzuziehen und zu einem kreativeren Umgang mit dem Medium zu bewegen. Unsere Hoffnung ist, daß der Computer als neues Medium positiv zur Verständigung beiträgt.“21Chaos Computer-Club: Kreatives Chaos. Interview mit 64er Magazin, S. 14.
Um dieses neue Medium selbst positiv zu nutzen, plane der Club in Zukunft stärker seine Informationen über Mailboxen auszutauschen. Generell sei ein elektronischer Informationsaustausch von Vorteil:
„Wichtig ist, daß das gedruckte Medium nur eine Krücke und ein Übergangsmedium ist, womit alle angesprochen werden, die keinen Computer und kein Modem haben. Also für die, die nicht ›online‹ sind. Auf Dauer wird eine gedruckte Sache an Bedeutung verlieren. Die Ecken in den Mailboxen, wo Neuigkeiten drinstehen, sind viel aktueller und interessanter. Was in der Datenschleuder steht, ist oft total veraltet[…]. Jene, die sich ein bißchen in Mailboxen herumtun, sind vom Informationsstand einfach vier Wochen weiter.“22Chaos Computer-Club: Kreatives Chaos. Interview mit 64er Magazin, S. 14.
Jeder, der etwas zu sagen habe, könne mit einem Computer und einem Modem seine eigene Mailbox einrichten:
„Das ist ja das elektronische Äquivalent zu einer Zeitung. Die Medien per DFÜ ermöglichen so etwas für alle, die etwas sagen, etwas mitteilen wollen.“23Chaos Computer-Club: Kreatives Chaos. Interview mit 64er Magazin, S. 15.
Trotz der Behauptung, sich an die meisten Gesetze zu halten, pflegte der Club ein Image des Halblegalen. Als Kontaktadresse diente in den Anfangsjahren der Infoladen Schwarzmarkt, und viele Artikel erschienen ohne Autor oder nur unter einem Pseudonym.
Die Forderung nach einem freien und uneingeschränkten Informationsaustausch machte die Bundespost zum Gegner der CCCs, da die Post in der Bundesrepublik das Fernmeldemonopol ausübte und beanspruchte, für jegliche Telekommunikation verantwortlich zu sein, die über eine Grundstücksgrenze hinausging. Ein Telefon wurde als Bestandteil des Telefonnetzes betrachtet und gehörte damit der Bundespost, die es an den Inhaber des Telefonanschlusses vermietete. Der Anschluss von selbst gekauften oder gebauten Modems war illegal, legale Modems mussten von der Bundespost gemietet werden. In Westdeutschland waren daher bei der Datenfernübertragung (DFÜ) störanfällige und langsame Akustikkoppler verbreitet, die über ein Mikrofon und einen Lautsprecher den Telefonhörer mit dem Computer verbanden. Aus Sicht des CCCs verhinderte die Bundespost den freien Informationsaustausch. Die besondere Beziehung zur Bundespost wurde auch teilweise von der TAP geerbt, die schon seit ihren Anfängen „Ma Bell“ gleichzeitig für ihr Telefonnetz bewunderte, wie für ihre Macht über die Kommunikation verachtete. Der CCC bezeichnete die Bundespost nach einer Figur aus der Fernsehwerbung als den „Gilb“.24Vgl. Bedienungsantung, S. 2.