Neuer Podcast über „Coding History“

Daniel Meßner hat ein neues Podcastprojekt gestartet. „Coding History“

Coding History widmet sich der Geschichte von Software und ihrer Programmierung. (…) Mir geht es mit diesem Projekt darum, besser zu verstehen, wie die digitale Welt geworden ist, wie sie ist und wie sie sich und ihre Um-Welt verändert.

Ich halte diese Perspektive für sehr gewinnbringend, da sie den Blick für die Bedeutung von Software und ihre Historizität öffnet. Folgt man dem Diktum von Lawrence Lässing „Code is Law“, das Software und weniger klassische Gesetze die eigentlichen Regeln in der digitalen Welt aufstellen, kann eine Historisierung von Softwareentwicklung vielleicht besser beim Verständnis der Gegenwart helfen als klassische Politikgeschichte. Insofern wüsche ich Daniel sehr viel Erfolg mit dem Projekt.

Ich hatte bislang erst Zeit, Folge 2 über den 31C3 zu hören, die ich aber bereits sehr interessant fand, auch wenn sie sich nur sehr am Rand mit der Geschichte des Programmierens befasst. Folge 1 mit Caspar Clemens Mierau über die Geschichte und Rolle von digitalen Entwicklungsumgebungen scheint mehr in die Materie zu gehen.

 

Kurz Verlinkt: Jan Hecker-Stampehl über digitale Geschichte und Geschichtsswissenschaft

In der letzten Episode des von mir hochgeschätzten Podcasts „Stimmen der Kulturwissenschaften“ (direkt mp3|ogg) spricht Jan Hecker-Stampehl über digitale Geschichte und Geschichtswissenschaften.

Wichtig fand seinen Hinweis, das die Digitalisierung weniger neue (geisteswissenschaftliche) Methoden hervorbringt, sondern sich mehr auf die Kommunikation über Geschichte auswirkt – ein Umstand, auf den die professionelle Geschichtswissenschaft reagieren muss, um nicht den Rest ihrer gesellschaftlichen Bedeutung zu verlieren. Gerade deshalb sind Blogs und Projekte wie @9Nov38 für die Geschichtswissenschaft so wichtig, weil sie den akademischen Diskurs öffnen.

Ich widerspreche allerdings Jans Behauptung, dass Historiker nicht programmieren können müssen. Das mag bislang zwar noch so sein, aber spätestens, wenn wir es mit rein digitalen Quellen („digital born“) zu tun bekommen, sollte ein Historiker genau wissen, wie diese Quellen entstanden sind und was sie eigentlich aussagen können. Oder kurz gesagt: In Zukunft wird auch die Informatik ein Werkzeug des Historikers sein!

Gescannte oder fotografierte Texte und PDFs optimieren – Ein kleines Scan Tailor-Tutorial für Windows

In immer mehr Bibliotheken stehen mittlerweile Buchscanner, vielerorts dürfte daher das Scannen von Texten oder ganzen Büchern das zwar ebenso zeitaufwendige, aber in der Regel kostenpflichtige Kopieren ersetzt haben. Steht kein Aufsichtsscanner zur Verfügung, etwa in kleineren Archiven, übernimmt oft eine handelsübliche Digitalkamera diese Funktion. Die Qualität solcher Scans oder Fotografien lässt oftmals aber sehr zu wünschen übrig, der eigentliche Text ist häufig schlecht zu erkennen. Insbesondere, wenn man seine mühsam in Archiv gesammelten Quellenschätze anderen zur Verfügung stellen möchte, sollte man daran noch etwas ändern.

Schon vor einiger Zeit habe ich das Programm Scan Tailor ScanTailor Advanced entdeckt, mit dem man die Bildqualität von solchem Material nachträglich deutlich verbessern kann. ScanTailor ist eine Software, die dazu verwendet wird, Bücher zu digitalisieren, es kann weitgehend automatisiert die Seiten aufteilen, den Text begradigten, schwarze Ränder entfernen und den Text gegenüber dem Hintergrund hervorheben. Scans, die mit Scan Tailor optimiert wurden, sind deutlich besser zu lesen und haben darüber hinaus den Vorteil, dass sie bei einer erneuten Überführung auf Totholz (aka „Drucken“) umweltfreundlicher sind, da Toner gespart wird. Außerdem lässt sich mit ScanTailor die Dateigröße eines PDFs oftmals deutlich reduzieren. Aber seht selbst.

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Kurz verlinkt: Planet History, ein Blogaggregator für die deutschsprachige Geschichtswissenschaft

Wenig los hier, ich weiß. Aber habe mir fest vorgenommen, bald wieder mehr zu bloggen. Ganz bestimmt. Bald. Bis dahin darf ich den historisch interessierten Leser auf ein neues Projekt von Michael Schmalenstroer hinweisen, der ihn mit reichlich Lesestoff versorgt: Planet History.

Planet History ist ein Blogaggregator für die deutschsprachige Geschichtswissenschaft, d. h. er sammelt die Beiträge von (im weitesten Sinne) geschichtswissenschaftlichen Blogs und stellt diese auf einer Seite dar. Auch wenn an der Übersichtlichkeit des Layouts noch ein wenig gefeilt werden kann, ist Planet History doch ein vielversprechender Versuch, die Sichtbarkeit der geschichtswissenschaftlichen Blogosphäre zu verbessern. Oder, wie Michael selber schreibt: „Ziel dieser Seite ist es, etwas Übersicht in die doch recht zersplitterte Geschichtsblogosphäre zu bringen und gerade kleine Blogs hervorzuheben.“ Dieses Ziel kann ich nur begrüßen, schließlich bin ich ja selber nur ein „kleiner“ Blogger. Danke Michael!

Der „Long-Tail“ der Wissenschaft

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Visualisierung des „Long Tails“. Sowohl die grüne Fläche mit den „Bestsellern“ und die gelbe Fläche mit den Nischenprodukten sind gleich groß.

Im Jahr 2004 hat der US-Journlist und damalige Chefredakteur Wired Chris Anderson mit einem Buch die Theorie des „Long Tails“ populär gemacht. Im Internet, so der Kern dieser Theorie, kann auch der Handel mit Nischenprodukten gewinnbringend sein, schließlich hat man insbesondere bei virtuellen Gütern (z. B. Bücher und Musik) nur sehr geringe Herstellungs-, Lager- und Vertriebskosten, während man gleichzeitig eine sehr große Zahl an potenziellen Kunden in aller Welt ansprechen kann.

Ein sehr lesenswerter Beitrag von Klaus Graf hat mich nun auf den Gedanken gebracht, dass dies ganz ähnlich auch für die (Geschichts-)Wissenschaft gilt. In dem Beitrag argumentiert Graf, dass es besser wäre, wenn alle in Deutschland angefertigten Qualifikationsschriften, also Bachelor- und Masterarbeiten, Dissertationen und Habilitationen im Internet als Open-Access veröffentlicht werden, anstatt als Pflichtexemplare in Universitätsbibliotheken zu versauern oder als überteuerte Print-On-Demand-Bücher zum Teil fragwürdige Verlage zu finanzieren.

In den Kommentaren meines Post zur #digigw2013 (der Auftakttagung der „AG Digitale Geschichtswissenschaft“ des deutschen Historikerverbandes) habe ich einen ähnlichen Gedanken entwickelt. Um Studierende damit vertraut zu machen, dass Wissenschaft ein öffentlicher Prozess ist, halte ich es für sinnvoll, bereits für Masterarbeiten eine elektronische(!) open-access(!) Veröffentlichungspflicht  in den Prüfungsordnungen festzulegen. Wie Klaus Graf ausgeführt hat, haben angenommene Masterarbeiten, bereits eine Art „Peer-Review“ durch die Prüfer hinter sich, erfüllen also wissenschaftliche Mindeststandards. Eine Überarbeitung, z. B. mit Hinweisen der Prüfer, zwischen Abgabe und Veröffentlichung der Arbeit sollte aber möglich sein.

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Mein Fazit zur #digigw2013: Digitale Geschichtswissenschaft sollte dezentral, nachhaltig und offen sein

Gestern war ich auf der Auftakttagung der „AG Digitale Geschichtswissenschaft“ des deutschen Historikerverbandes in Braunschweig und möchte hier jetzt ganz persönliches Fazit der Veranstaltung ziehen. Weitere Kommentare zu der Veranstaltung sind bislang hierhier und hier zu finden.

Während die Vorträge und die Podiumsdiskussion (Programm der Tagung) sehr allgemein Fragen der Digitalisierung von Quellen, elektronischen Publizierens, Institutionen und „Big Data“ in der deutschen Geschichtswissenschaft thematisierte, war die sich parallel auf Twitter stattfindende Diskussion deutlich spannender und teilweise sehr viel kritischer und emotionaler. Leider gab es keine Twitterwall, sodass die Diskussion auf den Kreis der ohnehin sehr netzaffinen twitternden Historiker beschränkt blieb – schade, eine Rückbindung an Twitter hätte zumindest die Podiumsdiskussion beleben können.

Mein Zwischenfazit von der Diskussion und der Stimmung vor Ort auf Twitter habe ich in zwei Tweets zusammengefasst:

Beide Punkte möchte ich hier etwas näher ausführen, insbesondere, was ich unter einer dezentralen, nachhaltigen und offenen digitalen Geschichtswissenschaft verstehe.

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